Chronische Lärmbelästigung hat
negative Auswirkungen auf die Gesundheit – so gesehen stellt der Einbau von Schallschutzfenstern eine Art von Vorsorge dar: Als
passive Schallschutz-Maßnahme sind sie eine einfache und effektive Methode, um den Umgebungslärm zu reduzieren. Die
Einteilung in mehrere Schallschutzklassen hilft Ihnen dabei, je nach Umgebungssituation das richtige Schallschutzfenster auszuwählen – wir haben hierzu einen Leitfaden für Sie zusammengestellt.
Funktionsweise der Schallschutzfenster
Das Funktionsprinzip ähnelt dem von schalldichten Wänden und hängt in erster Linie von der
Stärke und Art der Verglasung ab. Die beste Dämmung erzielen Sie durch eine Mehrscheibenverglasung mit
unterschiedlichen Scheibendichten, da diese verschiedene Frequenzen absorbieren. Dadurch erhöht sich der schalldämmende Effekt. In der Regel wird hierfür Verbundglas verwendet: Im Scheibenzwischenraum befinden sich
spezielle Schallschutzfolien, die den Effekt verstärken. Neben der Isolierverglasung tragen auch
- Werkstoff und Konstruktion des Fensterrahmens
- Dichtung zwischen Blendrahmen und Flügelrahmen
- die Sorgfalt beim Einbau
zu einem effektiven Schallschutz bei. Ein weiterer Pluspunkt: Hochwertige Schallschutzfenster
tragen gleichzeitig zum Wärmeschutz bei und sparen Energie; deshalb können Sie für den Austausch der Fenster unter bestimmten Voraussetzungen auch ein
Förderprogramm der KfW in Anspruch nehmen.
Einteilung der Schallschutzklassen
Die Klasseneinteilung von Schallschutzfenstern wird durch die
VDI-Richtlinie 2719 („Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen“) vorgegeben; je nach Klasse sieht folgendes Schalldämmmaß in Dezibel (dB) vor:
| Schallschutzklasse (Schalldämmmaß) |
Dezibel |
| 1 |
25 – 29 db(A) |
| 2 |
30 – 34 |
| 3 |
35 – 39 |
| 4 |
40 – 44 |
| 5 |
45 – 49 |
| 6 |
über 50 |
Zur Erklärung: Schall wird logarithmisch gemessen, d.h. eine
Verringerung um 10 dB halbiert den Lärm bereits. Eine normale Unterhaltung hat einen Schalldruckpegel von etwa 40 – 50 dB, ein Presslufthammer ca. 100 dB; bereits
ab 85 dB verursacht Lärm
langfristig Gehörschäden. Befinden sich Ihre Schlafräume z.B.
an viel befahrenen Straßen (70 – 90 dB), empfehlen wir eine Schutzverglasung der
Klasse 3 – 6; welche Klasse Sie genau benötigen, ist abhängig vom Verkehrsaufkommen und der Entfernung zur Straße.
Grenzwerte für Innenräume
Die
Lärmschutz-Grenzwerte werden durch verschiedene Richtlinien geregelt – neben der bereits erwähnten VDI 2719 gelten die Rechtsvorschriften der DIN 4109 (eine vergleichende Zusammenfassung finden Sie
hier). Die
Lärmminderung durch Schallschutzfenster trägt maßgeblich dazu bei, die
erforderlichen Grenzwerte zu erreichen. Wir haben die wichtigsten Werte für Sie zusammengestellt:
Schlafräume
In
Wohngebieten, Krankenhaus- und Kurgebieten liegen die Grenzwerte für Innenräume bei
25 – 30 dB, in sonstigen Gebieten sollen 30 – 35 dB nicht überschritten werden.
Wohnräume
In Wohnräumen darf der Geräuschpegel tagsüber um 5 Dezibel höher liegen als in Schlafräumen; entsprechend sind
für die erstgenannten Zonen 25 – 30 dB, in allen übrigen Gebieten 35 – 40 dB erlaubt.
Arbeits- und Kommunikationsräume

Besonders strenge Lärmvorschriften gelten für
Arztpraxen, bei denen 30 – 40 dB nicht überschritten werden dürfen.
Für Büros, die von mehreren Personen gleichzeitig genutzt werden, sind 35 – 45 dB zulässig, in
Gaststätten und Läden sogar 40 – 50 dB.
Fensterarten und ihre Schallschutzklassen
Wie unterschiedlich die Schallschutzeigenschaften verschiedener Fenstertypen ausfallen, zeigt der direkte Vergleich – die
Investition in Schallschutzfenster ist durchaus lohnenswert, zumal moderne Fenster gleichzeitig über einen
verbesserten Einbruchschutz und Wärmeschutz verfügen.
Einfachfenster
Selbst mit Isolierverglasung erreichen Einfachfenster
maximal Schallschutzklasse 1-3. Ein Austausch der alten Einfachverglasung bringt zwar eine Verbesserung, deutlich effektiver ist jedoch der Einbau neuer Holzfenster, Alu- oder Kunststofffenster.
Verbundfenster
Nicht nur beim Schalldämmmaß sind Verbundfenster
älteren Einfachfenstern haushoch überlegen – moderne Energiesparfenster machen sich aufgrund der
Heizkostenersparnis langfristig bezahlt. Problemlos erreichen hochwertige Verbundfenster die
Schallschutzklassen 2 – 5, der Umgebungslärm wird dank der bereits erwähnten
Folie im Scheibenzwischenraum um bis zu 50 dB verringert.
Kastenfenster
Trotz dieser guten Dämmeigenschaften ist noch immer Luft nach oben. Auch wenn Sie es nicht erwarten würden: Die
effektivsten Schallschutzfenster sind Kastenfenster! Bei hochwertigen Modellen umfasst der Flügelrahmen gleich
zwei Ebenen von Schallschutzglas, dadurch erreicht dieser Fenstertyp die
Schallschutzklassen 5 und 6 bzw. eine
Lärmminderung von bis zu 60 dB.
Schalldämmung nachträglich verbessern – das geht

Es müssen nicht immer zwangsweise neue Fenster sein: Es gibt durchaus Möglichkeiten, den
Schallschutz bei bestehenden Fenstern zu verbessern, z.B. indem Sie
- das Fenster gegen das Mauerwerk abdichten
- die Dichtungsebenen im Falzbereich des Rahmens erneuern
- Vorsatzfenster montieren.
Der
Dämmwert steigt dadurch geringfügig an, erreicht aber in keinem Fall das Schalldämmmaß moderner Fenster.
In Zeiten der EnEV 2014 ist die
Anschaffung neuer Schallschutzfenster ohnehin auf Dauer nicht zu umgehen – dass der
Fensteraustausch förderfähig ist, dürfte Ihnen die Entscheidung möglicherweise erleichtern. Bild 1: © Pavel Losevsky – Fotolia.com Bild 2: © Christian Hillebrand – Fotolia.com Bild 3: © Halfpoint – Fotolia.com